Facebook-Strategie in Pecha Kucha Light Format

Eine Einladung zu einem Vortrag über unsere Facebook-Strategie in zehn Minuten und mit zehn Folien habe ich erhalten. Pecha Kucha Light hieß es in der Email. Wirres Geplauder oder Stimmengewirr bedeutet Pecha Kucha (sprich: petscha-kutscha, jap. ペチャクチャ)  auf Deutsch. Als Theologe komme ich mit der Zahl zehn gut zurecht, allerdings will ich kein wirres Geplauder vorbringen.  Zehn Gebote hat Moses veröffentlicht, das ist etwas ganz anderes, aber  zehn Überlegungen, wie man Facebook als Institution strategisch angehen kann, habe ich schon. Diese stelle ich hier gerne zur Diskussion.
Mit dem japanischen Begriff Pecha Kucha bezeichnet man eine Vortragsform, bei der man zu Folien einen Vortrag hält. Die Anzahl der Bilder ist dabei mit 20 Stück ebenso vorgegeben wie die 20-sekündige Dauer der Projektionszeit je Bild. Die Gesamtdauer des Vortrags beträgt damit 6 Minuten 40 Sekunden. Abweichend davon habe ich hier 10 Gedanken, wie wir Facebook angehen.

  1. Wir sind nur Gast auf Facebook
  2. Wir haben eine Botschaft
  3. Es muss uns selber Spaß machen
  4. Wir wollen Kontakt haben
  5. Wir sind authentisch und transparent
  6. Wir sind zuerst Person, dann erst Institution
  7. Wir sind Personen und keine Bots
  8. Freunde von Freunden sind uns besonders wichtig
  9. Wir wählen aus,  denn weniger ist mehr
  10. Wir bemühen uns – und warten auf den Kairos

Wir sind nur Gast auf Facebook

  • Facebook führt ohne Ankündigungen Änderungen (z.B. Timeline, aber such (nützliche) Kleinigekeiten wie zeitgesteuertes Publizieren) durch oder sperrt auch Seiten, z.B. facebook.com/TheBible
  • Facebook darf deshalb nicht die einzige Kommunikationsstrategie sein

Wir haben eine Botschaft

  • Wir wissen, was wir auf Fabebook sagen wollen und auch,  wem wir es sagen wollen
  • Facebook hilft zu elementarisieren
  • Auch Fotos sprechen

Es muss uns selber Spaß machen

  • Wenn es Spaß macht, schaut man auch nach Feierabend  auf die Seite, von solchem Engament lebt die Präsenz
  • Im Team geht es besser
  • Wir machen die Page auch für uns, die Page muss uns auch gefallen

Wir sind zuerst Person, dann erst Institution

  • Social Media verändern eine Institution
  • Personen stehen im Vordergrund. Wer will oder auch muss Gesicht zeigen?
    (Wenn es für jemand Pflicht ist, dann macht diese Person besser etwas anderes)
  • Wer postet als „Redaktion“ (einzelne Personen, die als Redakteur(in) kenntlich sind, oder „die Redaktion“ mit Kennzeichnung des / der Redakteurs/in?)

Wir sind Personen und keine Bots

  • Automatisiert geht nicht, Facebook-Posts brauchen eine  Anrede
  • kein automatisches Einlaufen von Feeds

Wir wollen Kontakt haben

  • Wir reagieren auf Anfragen und Kommentare
  • Aber: Don’t feed the trolls – hier ist Kompetenz wichtig
  • Wir interagieren auch, „liken“ andere Pages
    (Dafür brauchen wir eine Policy)

Wir sind authentisch und transparent

  • Wir kommunizieren offen – auch wenn etwas nicht so gut läuft. Dies gibt uns Glaubwürdigkeit
  • Man kann in Facebook-Gruppen auch User um Mithilfe und Feedback bitten

Freunde von Freunden sind uns besonders wichtig

  • Wem wir gefallen, bei dem laufen wir auch auf der Timeline ein (außer er/sie schaltet uns stumm) – dadurch erreichen wir sehr viele Menschen mehr

Wir wählen aus,  denn weniger ist mehr

  • Zwei Posts am Tag ist die beste Strategie – daher müssen wir auswählen.
  • Wir posten, was uns wichtig ist und wovon wir überzeugt sind

Wir bemühen uns – und warten auf den Kairos

  • Wir machen uns  klug, wie Facebook geht und sich auch verändert
  • Wir probieren aus, die Facebook-Statistik hilft uns auszuwerten, was geht und was nicht ankommt
  • Es ist wunderbar, wenn Sachen viral  werden. Das können wir vorbereiten, aber nicht erzwingen

PS: Wer schon reinsehen möchte: www.facebook.com/ekir.de. Ich selbst bin gespannt, welche Erkenntnisse wir haben werden, wenn wir auf Facebook dann online sind. Hier der Disclaimer (:-) , die zehn Punkte spiegeln unsere Erfahrungen und Lernkurve aus der Start- bzw. Planungsphase wider.

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5 Antworten zu “Facebook-Strategie in Pecha Kucha Light Format”

  1. Lieber Ralf Peter,
    Deine 10 Thesen treffen die Sache sehr genau. Wir sind als Gemeinde schon geraume Zeit in Facebook (https://www.facebook.com/heftrich.bermbach.evangelisch) und haben schon etliche Erfahrungen gesammelt…
    Person vor Institution – das habe ich anders gemacht, weil ich erst nicht persönlich drinne sein wollte und jetzt will ich kein zweites Profil erstellen… Aber es stimmt, mit einer Institution kommt man eben nicht ins Gespräch.
    Mit Blick auf Jugendliche ist FB aber Option Nr. 1 (wenn man nicht eine gute SMS-Lösung hat), um sie überhaupt noch zu erreichen.
    Wie eine Like-Policy aussehen kann, das würde mich doch sehr interessieren.
    Ansonsten bin ich sehr gespannt auf Eure ekir.de-Fanpage. EKiR ist halt immer vorne dabei. Dass Facebook nicht immer gut läuft, hat man bei der Karfreitagskampagne der EKHN gesehen (https://www.facebook.com/pages/EKHN/146109055436481)

  2. Gut finde ich die Zentrierung auf Personen und authentische Beziehungen. Den Punkt \“Wir haben eine Botschaft\“ finde ich theologisch sehr wichtig, würde ihn aber im Kontext von Social Media eher als Angebot von Inhalten und persönlicher Kompetenz formulieren, da er sonst leicht missverstanden werden kann. Kirche will niemandem eine Botschaft ins Bewusstsein reden (klassische Werbestrategie), sondern bietet auch im Rahmen von Social Media einen persönlich und gesellschaftlich sinnvollen Mehrwert. Das sollte mit einem selbstbewussten und zugleich bescheidenen Auftritt deutlich werden. s. dazu auch: http://www.netzprinzip.de/social-media-marketing/

  3. Ich bin begeistert von diesem Blog! Ich habe hier bereits so viel Neues gelernt (ohne dabei belehrt zu werden), fantastisch. Die 10 Thesen gefallen mir gut. Ich bin gespannt, wie sie (auf fb) Wirklichkeit werden. Auf jeden Fall kann sich die Rheinische Kirche glücklich schätzen! 🙂

  4. […] Während mich als kirchlicher Mitarbeiter die protestantische Vielfalt (nicht die inhaltliche Vielfalt, sondern die Doppel-, Dreifach-, Neben- und Durcheinanderstrukturen) manchmal fast an den Rande des Wahnsinns treibt, sehe ich dies bei den Möglichkeiten, die social media bietet, genau anders: Hier liebe ich Vielfalt, die sich untereinander verknüpft und vernetzt, Bezug aufeinander nimmt und sich voneinander abgrenzt, sich hoch- und runterschaukelt. Auch kleine Klitschen können großartige social media-Dinger hochziehen (vielleicht gerade?). Allerdings sollte man sich hier den Hinweis von Ralf Peter Reimann von der Internetarbeit der rheinischen Kirche zu Herzen nehmen: Wir sind nur Gast auf Facebook! […]

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