Auszeit? — Social-Media-Müdigkeit oder einfach Erholung im Urlaub

Social Media im Urlaub — oder reif für eine Auszeit?
Social Media im Urlaub — oder reif für eine Auszeit?

Kinder fotografieren mit Instagram-Augen, Sightseeing geht nur mit der Kamera. Statt einen Passanten vor einer Sehenswürdigkeit um ein Foto zu bitten, wird der Selfie zum Familienfoto fürs Urlaubsalbum. Smartphones und Social Media lassen sich aus dem Alltag nicht wegdenken. Und auch nicht aus dem Urlaub — oder sind die Ferien Anlass für eine Auszeit von Social Media?

Statt Dumont-Reiseführer mitzuschleppen, lieber mobil den Detail-Artikel auf Wikipedia aufrufen und die lateinische Inschrift schnell online nachschlagen. Anstelle immer die schwere Spiegelreflex dabei zu haben, lieber ein Foto mit der erstaunlich guten Kamera des Smartphones, das man sowieso in der Hosentasche dabei hat. Statt Falkstadtplan lieber die Karten-App mit Fußgänger-Navi in der unbekannten Stadt.

Mobiles Internet und Smartphone möchte ich im Urlaub (und auch sonst im Alltag) kaum missen, aber ich merke, dass ich deutlich weniger auf Social Media war als während  des Sommerurlaubs im letzten Jahr. Gefühlt zwei Posts auf Facebook und Instagram, pflichtgemäß zwei Urlaubsfotos in der erweiterten Familiengruppe auf WhatsApp. Ich merke jedoch (bei nur mobilem Internet im Ausland sieht man es an der stark vergröberten Vorschaugrafik der besonders deutlich), dass ich selber fast keine Fotos und Videos mir zum Ansehen runterlade. Auf Facebook, Twitter  und Instagram gehe ich nur, wenn mich eine Nachricht in der Statuszeile des Handys auf einen (nach Meinung des Algorithmus) besonders relevanten Post hinweist. Und ich fühlte mich fast froh, als es auf Facebook keine Geburtstagsgrußlavine gab, auf die ich wieder hätte reagiere müssen. Kurzum: ich spüre eine gewisse Ermüdungserscheinung in Bezug auf Social Media.

Sind das nur Stresserscheinungen eines beruflichen Social-Media-Prosumers, gegen die Urlaub das beste Heilmittel ist, oder geht die Ermüdung tiefer?

Netzwerke werden ähnlicher

Was vor zwei Jahren (oder ist das auch schon länger her?) noch ein spezielles Snapchat-Feature war, kann nun auch meine Smartphone-Kamera nach dem letzten Update (siehe Foto in diesem Blogpost). Sticker und Filter nun überall, ebenso Stories. Netzwerke werden immer ähnlicher und gleichzeitig differenzieren sie sich immer weiter aus. Facebook und Facebook-Messenger sind fast nur noch durch den gemeinsamen Login verbunden. Konnte ich früher anhand der Interaktionsform und des –formats das passende Netzwerk auswählen, steht mir nun fast alles in fast allen Netzwerken zur Verfügung, gleichzeitig sind Tonalitäten und Usancen auf den verschieden Plattformen nun doch subtiler verschieden. Außerdem sind Friends und Followers anders zusammengesetzt.

Im Familienurlaub nehme ich bei den Kids – Jugendlichen –  die natürliche Nutzung ihrer verschiedenen Kanäle wahr. Intuitiv erfolgt die Zuordnung von Content und Kanal, während mich das Reflektieren stresst und müde macht. Oder ist das nur das Schielen auf die Reichweite der Posts, was meinen Stress verursacht? Muss ich Reichweite haben? Also doch Cat-Content? Soll ich Katzenurlaubsfotos machen? Muss ich mich auch im Urlaub inszenieren? Oder poste ich einfach, worauf ich Lust habe?

Vielleicht bin ich zu verkopft. Eigentlich müsste ich eine eigene Social-Media-Strategie für jeden Social-Media-Kanal entwickeln. Das natürliche, ungezwungene Posten ist mir abhanden gekommen. Also irgendwie nicht mehr soviel Fun, mehr Reflexion und daher Ermüdung.

Auszeit?

Im Urlaub will ich das nicht auch noch machen müssen. Dabeisein ist bekanntlich alles, dies gilt auch und gerade für Social Media. Also auf den Präsenzzwang wenigstens im Urlaub verzichten, aber wie geht das? Die Dienst-E-Mail bekommt einen Autoresponder mit Hinweis auf Abwesenheit und Vertretung, aber wie macht man das bei Facebook, wenn sich Privates von Dienstlichem nicht sauber trennen lässt?

Vielleicht ist der Sommerurlaub auch nur eine zeitlich begrenzte Auszeit und Auftankzeit – und danach geht es mit Lust und Engagement weiter, wenn der Dienst wieder beginnt.

Ich bin gespannt, welche Kanäle ich wie nutzen werde.

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Eine Antwort zu “Auszeit? — Social-Media-Müdigkeit oder einfach Erholung im Urlaub”

  1. Hallo Ralpe,
    diese Müdigkeit kenne ich schon länger. Für den Urlaub würde ich sagen, folge ihr, auch im privaten Bereich. Ich fand schon immer (auch schon, als zur Zeiten des Telefons Auslandsgespräch möglich wurden), dass ich das Recht hatte, auch mal weg zu sein.

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